Von Andreas Reiter

(WZ) Rund 80 Unterschriften in eineinhalb Stunden gegen eine mögliche Bebauung mit bis zu 400 Wohneinheiten in Düssel – das ist die Bilanz der ersten Unterschriftensammlung der Bürgerinitiative Düssel-West am Dorfplatz. Zudem werden 1000 Flyer verteilt, die auf das Anliegen aufmerksam machen. „Ich kämpfe für die Generation meiner Enkelkinder“, sagt Reinhardt Weniger, Sprecher der Initiative. Der 74-Jährige würde nach eigener Einschätzung wohl kaum erleben, wenn der erste Bagger rollt. Dies im Vorfeld zu verhindern, ist das Ziel von ihm und seinen immer zahlreicher werden Mitstreitern.

Die Argumente dagegen: Umweltzerstörung durch Versiegelung großer Flächen, Gefahr für wertvolle Ökosysteme, riesige Kosten durch die Notwendigkeit, eine völlig neue Infrastruktur aufzubauen. Letzteres betreffe ausreichende Leitungsnetze für die Ver- und Entsorgung mit Wasser, Strom und Gas sowie die Bereitstellung von ­Kita- und Schulplätzen.

Auf dem Flyer ist ein Zitat zu finden, das Bürgermeisterin Claudia Panke zugeordnet wird. „Eine Wohnbebauung für Düssel-West ist für die Wülfrather Bevölkerung nicht erforderlich.“ Dies habe Claudia Panke im Juni dieses Jahres während Gesprächen mit der Bürgerinitiative gesagt. Aktuell sieht die Verwaltung allerdings „große Chancen für die Stadt“ – wenn die Bebauung umgesetzt wird. Dies wurde nicht zuletzt bei einem Info-Abend im großen Saal des Rathauses deutlich, zu dem rund 200 Interessierte gekommen waren (die WZ berichtete).

Mit dem Flyer konfrontiert ließ Bürgermeisterin Claudia Panke gestern mitteilen: Sie sei nicht für die Aussagen darin verantwortlich. „Der Bürgerverein hat das angebliche Zitat der Bürgermeisterin nicht von der Bürgermeisterin autorisieren lassen. Aussagen aus nicht-öffentlichen Gesprächen mit dem Bürgerverein wurden hier völlig aus dem Zusammenhang gerissen.“

Panke stehe zu den Aussagen, die sie in öffentlicher Sitzung bei der Bürgerinformationsveranstaltung am 20. August getroffen habe: „Ziel ist es, durch die Ausweisung von Wohnbauflächen ein verträgliches Bevölkerungswachstum zu erreichen. Wir wollen neue Bürgerinnen und Bürger gewinnen, die sich in den Wülfrather Vereinen und Kirchengemeinden engagieren, die unser Hallenbad nutzen und unsere Schulen besuchen. Wir möchten, dass die neuen Wülfrather in der Fußgängerzone und in unseren Einkaufszentren einkaufen und auch durch Ihre Einkommenssteuer zu den Einnahmen der Stadt beitragen. Um das bestehende Dienstleistungsangebot für unsere Bürgerinnen und Bürger aufrecht erhalten zu können, ist es wichtig, dass Wülfrath den Status einer mittleren kreisangehörigen Stadt behält. Dazu ist es erforderlich, ausreichende Reserven für die Bevölkerungsentwicklung zu haben. Derzeit weisen alle Anzeichen darauf hin, dass Wülfrath einen status quo aus seiner eigenen Bevölkerungsentwicklung nicht schaffen kann. Daher ist ein moderater Zuzug erforderlich, für den Baulandreserven benötigt werden. Die Regionalplanänderung bietet nun die Option für neue Wohnbauflächen. Die Stadt sollte die Chance nutzen.“

Die samstägliche Unterschriftenaktion (11 bis 12 Uhr auf dem Dorfplatz) soll so lange weitergehen, bis die Einspruchsfrist am 30. September abläuft. „Es war eine Frechheit, dass die Frist in den Sommerferien begonnen hat“, ärgert sich Reinhardt Weniger. Mit Aktionen wie der Unterschriftenaktion erhöht die Initiative den Druck. „Die Politik hat uns anfangs unterschätzt, jetzt werden einige nervös und das ist gut so“, sagt Alexander Marinos, Mitstreiter der Initiative. Er lobt den Zusammenhalt im Dorf und richtet den Blick auf die Kommunalwahl 2020. „Wir können schon das Zünglein an der Waage sein.“

Die Bürgerinitiative Düssel-West hat einen Online-Auftritt erarbeitet und ist auch auf Facebook mit einer eigenen Seite vertreten.

facebook.com/bi.duessel.west

WZ.de vom 10.09.19